Eugen_ia. Oder: Im Netz der Ähnlichkeiten. Über Formen des visuellen Othering im 12. Jahrhundert
DOI:
https://doi.org/10.57871/fkw5420134Abstract
Eugen_ia. Or: The Netting of Similarities
About Forms of Visual Othering in the 12th Century
Recent research shows that 12th-century Christian art did not use exclusive features to designate Jews, Muslims, Africans, or heretics. In pictorial representations dating from that period, the others share certain physiognomic and iconographic features. However, this ambiguity indicates not only a deficiency, namely, the lacking development of the discriminatory codes, but it can also be interpreted as part of a semiotic practice in which a rigid policy of exclusion and the construction of the enemy did not depend on a denotative formalization of certain physical properties. This paper traces some of the principles of naming and evaluating other(s) (as against the male Christian) in 12th-century art. The starting points for this discussion are on the one hand claims about the production of meaning in that period and on the other hand the representation of Eugenia of Alexandria on a nave capital in the abbey church of Vézelay, which combines both male- and female-connotated characteristics.
Wie neuere Forschungsergebnisse zeigen, wurden in der christlichen Kunst des 12. Jahrhundert noch keine exklusiven Merkmale für die Bezeichnung von Jüd_innen, Muslim_innen, Afrikaner_innen oder Häretiker_innen verwendet. In bildlichen Darstellungen teilen die Anderen bestimmte physiognomische und ikonographische Züge. Doch lässt sich diese Ambiguität nicht nur als Indiz eines Mangels beschreiben, nämlich des niedrigen Entwicklungsstandes jenes diskriminierenden Codes. Sie kann auch als Teil einer semiotischen Praxis gedeutet werden, in der eine rigide Ausgrenzungspolitik und Feindbildkonstruktion nicht auf die denotative Festschreibung bestimmter physischen Eigenschaften angewiesen ist. In diesem Artikel werde ich einige der Prinzipien der Benennung und Bewertung der/des Anderen (gegenüber dem männlichen Christen) in der Visualisierungspraxis der 12. Jahrhunderts nachzeichnen. Ausgangspunkte sind dabei einerseits Thesen zur Sinnproduktion in jener Zeit und andererseits die Darstellung der Eugenia von Alexandria an einem Langhauskapitell der Abteikirche von Vézelay, bei der weiblich und männlich konnotierte Merkmale kombiniert wurden.
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